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Gebürtiger Essener
Rehhagel wird 85: Erfolgscoach, Menschenfreund und „demokratischer Diktator“

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Gebürtiger Essener: Rehhagel wird 85: Erfolgscoach, Menschenfreund und „demokratischer Diktator"
Foto: firo
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Am Mittwoch vollendet Otto Rehhagel sein 85. Lebensjahr. Der gebürtige Essener hat wie kaum ein Zweiter die Bundesliga und den deutschen Fußball vor allem als Trainer geprägt.

Die Aura des Otto Rehhagel ist ungebrochen. Im sportlichen blauen Poloshirt und Sakko erscheint der Mann, der deutsche Fußball-Geschichte in den letzten sechs Jahrzehnten geschrieben hat, zum SID-Interview im Sheraton-Hotel in seiner Heimatstadt Essen. Die Blicke im Foyer sind sofort auf ihn gerichtet, keiner dürfte glauben, dass der drahtige Typ 85 Lenze zählt.

Die Trainer-Ikone, die am Mittwoch (9. August) ihr 85. Lebensjahr vollendet, gibt im Gesprächsverlauf auch eines der Erfolgsrezepte preis. „Die größte Herausforderung in unserem Leben ist der Umgang mit den anderen Menschen. Das ist mir immer gelungen, das ist wie in der Ehe“, betont er im typischen Rehhagel-Timbre und deutet häufiger im Gespräch an, welch wichtige Rolle seine Ehefrau Beate in seinem Leben gespielt hat. Ende des Jahres feiern beide 60. Hochzeitstag.

Aus Essen "in die große, weite Welt"

Geheiratet haben sie damals kurz vor dem Jahreswechsel 1963/64, als Rehhagel in der ersten Bundesliga-Saison von Rot-Weiss Essen kommend bei Hertha BSC in Berlin in der damals geteilten Stadt spielte. „Ich habe immer auf meine Frau gehört“, berichtete er über die besondere Beziehung zu seiner Ehefrau, die stets fast so etwas wie die wichtigste Beraterin war.

Der Wechsel nach Berlin war „der Schritt in die große, weite Welt“, äußerte Rehhagel, 1200 Mark habe er damals pro Monat verdient. Immerhin wurde schon damals „jeden Tag trainiert“. Drei Jahre blieb er an der Spree, es folgte der Wechsel als Profi zum 1. FC Kaiserslautern auf den Betzenberg, der bis zum heutigen Tag ein ganz besonderes, erfolgreiches Kapitel in seiner Vita bedeutet. Die Weltmeister von 1954, „das waren meine Idole. Allen voran Fritz Walter natürlich. Beate und ich waren mit ihm und seiner Frau Italia gut befreundet“, erläuterte „König Otto“.

Schon 1972 musste Rehhagel seine Karriere aufgrund einer schweren Knieverletzung beenden. Sein Ex-Coach Gyula Lorant hatte ihm die Trainerausbildung „schon zu meiner Spielerzeit in Kaiserslautern ermöglicht“, sagte Rehhagel.

"Ich habe nur ein paar Tipps gegeben"

Lorant holte ihn später nach Offenbach, Rehhagel war sein Assistent, später Lorants Nachfolger als Cheftrainer. Nach dem deutschen WM-Triumph 1974 gab es am ersten Spieltag das Duell zwischen dem OFC und Bayern München mit seinen sechs Weltmeistern. 6:0 fegten die Kickers die Bayern aus dem Frankfurter Waldstadion. Rehhagel kommentierte rückblickend lächelnd: „Aber die Trainer gewinnen ja nicht die Spiele, sondern die Spieler. Ich habe nur ein paar Tipps gegeben...“ In 837 Bundesligaspielen (Rekord) - zuletzt 2012 bei Hertha auf der Trainerbank - waren diese „Hinweise“ meist Gold wert.

Eine Ära prägte Rehhagel dann von 1981 bis 1995 bei Werder Bremen. „Die Rahmenbedingungen waren ideal“, sinnierte Rehhagel. Dass er sich selbst gerne als „demokratischer Diktator“ bezeichnet, ist eine Seite, auf der anderen war er auch fähig, Fehler einzugestehen und sich bei Spielern zu entschuldigen.

Und dann bewahrte ihn auch schon mal die Gattin vor Fehleinschätzungen. Als Rudi Völler in Bremen im Training nicht gerade glänzte und Rehhagel überlegte, ihn im nächsten Spiel nicht von Anfang an spielen zu lassen, „hat Beate zu mir gesagt: „Otto, mach keinen Fehler“. Völler spielte natürlich von Beginn an und traf!

Es folgte der Wechsel zum FC Bayern, nicht einmal eine komplette Saison blieb Rehhagel an der Isar, kurz vor den UEFA-Cup-Finals musste er gehen. Das schmerzte zwar, aber Rehhagel betonte: „Ich bin mit den Bayern absolut im Reinen.“

EM-Sieg mit Griechenland der "nachhaltigste" Erfolg

Denn die Trennung von den Bayern ermöglichte ihm den vielleicht größten Triumph in Deutschland - bei seiner alten Liebe 1. FC Kaiserslautern, den er in der 2. Liga übernahm, zum Wiederaufstieg führte und dann - als Novum in 60 Jahren Bundesliga - als Aufsteiger 1997/98 zur Meisterschaft führte.

Es folgte ab 2001 das griechische Fußball-Wunder, als „Rehhakles“ die Hellenen 2004 in Portugal zum Sensations-Europameister machte. Im Auftaktspiel und im Endspiel wurde der Gastgeber mit dem jungen Cristiano Ronaldo vom Rehhagel-Team bezwungen.

Welcher war denn nur der größte Triumph in Ihrer Trainerkarriere? Rehhagel gelingt auch verbal ein erfolgreiches Dribbling: „Der Nachhaltigste ist der EM-Titelgewinn mit Griechenland.“ Und Kritik an der griechischen Spielweise, die eher auf Torsicherung bedacht war, sich aber als sehr effizient erwies, lässt ihn kalt. „Da gibt es nur eins: Klappe halten und Beifall klatschen“, sagte er lächelnd, aber mit Inbrunst und Überzeugung.

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